Der grosse Betrug auf Zypern



Die europäischen Banken spekulierten zu Lasten Zyperns mit zinslosen von der EZB beschafften Darlehen. Als ihr schmutziges Spiel zu Ende zu gehen schien, sicherten sie sich mit Hilfe der EZB die notwendige Zeit, um keinen Schaden zu erleiden. 


„Die eiskalte Erpressung und der vorsätzliche Mord Zyperns hätte nicht geschehen können, wenn es keine „Albträume“ innerhalb ihrer Mauern gegeben hätte. Das Beharren ihrer Bürger jedoch, weiterhin im gleichen Haus mit den Erpressern und Mördern zu wohnen, ist sicherlich masochistisch – da es sehr wahrscheinlich ist, dass sie über viele kommende Jahre weiterhin erpresst als auch gemeuchelt werden.“


Warum hat die Eurozone nicht rechtzeitig in Zypern reagiert?

Viele fragen sich im Zusammenhang mit der Zukunft der Eurozone und fühlen offensichtlich, dass etwas schief läuft – zusätzlich zu den Fehlern und Unterlassungen, welche leider von Zeit zu Zeit festgestellt wurden. 


Jedoch ist es etwas ganz anderes, wenn sich ein Problem infolge eines Fehlers ergibt, als dass dieses mit Vorsatz geschieht – vor allem, wenn es sich um einen grossen Betrug handelt, wie es in Zypern festgestellt wurde (gemäss den ausländischen MM):


Sowohl vor als auch nach dem Schuldenschnitt Griechenlands (PSI) betonte die zypriotische Regierung immer wieder, dass dieses Vorgehen die Banken ihres Landes bedrohen werde – während die Probleme des Finanzsektros Zyperns vielen bekannt waren. 


In jedem Fall, spätestens jedoch Anfang 2012, hätten die zwei grossen zypriotischen Banken (Laiki, Trapeza Kyprou) a) entweder Pleite gehen (gemäss Beispiel Island), oder b) mittels eines Rettungspakets gerettet - umgeschuldet, rekapitalisiert werden oder irgendwelche anderen entsprechenden Massnahmen ergreifen müssen, da die Verluste in ihren Bilanzen auf 11 Mrd. Euro geschätzt wurden (was 60% des BIP des Landes entspricht). 

Falls jedoch so etwas geschehen wäre, also die Eurozone richtig und rechtzeitig reagiert hätte, hätten sich grosse Probleme für andere ihrer Finanzdienstleister ergeben , da  Anfang 2012 die Banken der Eurozone, vor allem die deutschen und französischen, noch Einlagen auf den zypriotischen Banken in der Höhe von 20 Mrd. Euro hatten (auch wenn bereits im Jahr 2011 grosse Beträge abgezogen worden sind). 

Das oben stehende Diagramm zeigt die Anlagen der deutschen und französischen Banken in Zypern (schwarze Linie), welche im Jahr 2011 ihre Gelder massenhaft abzogen. Die rote Linie bezieht sich auf die Einlagen der zypriotischen Unternehmungen und Privatpersonen. Die gelbe Linie zeigt die Einlagen der Russen und die grüne Linie Anlagen der Banken ausserhalb der Eurozone. Wie daraus klar ersichtlich wird, weist nur die schwarze Linie einen abrupten Rückgang der Anlagen auf – wohingegen die anderen entweder gleich geblieben oder leicht angestiegen sind.  

Da das zypriotische Finanzsystem im Sterben lag, hätte sich die Eurozone bereits im Jahr 2012 entweder über die Rettung Zyperns (Bailout) einigen müssen oder die zypriotischen Banken umschulden. Jedoch hätte ein solches Vorgehen sowohl die französischen als auch die deutschen Banken geschädigt – sie wären verpflichtet gewesen, sich an der „Konfiszierung“ der Einlagen zu beteiligen. 


In diesem Rahmen ist es offensichtlich, dass Troika mit der Rettung Zyperns zugewartet hat, also mit dem „Bailout“, bis das „Bail-in“ obligatorisch wurde – wie die Beteiligung der Aktionäre, der Obligationäre als auch der Einleger an der Rettung der Bank bezeichnet wird. 


In Griechenland war das Rettungsverfahren viel kürzer, weil sich hier die Banken der zwei führenden Länder der Eurozone schneller zurückgezogen hatten und 80% der Kredite, welche unserer Heimat vor dem PSI gewährt wurden, unseren „ehrenwerten“ Partnern zugeführt worden waren. 


Im Vergleich zu 2010 schafften es die europäischen Banken vor dem Entscheid der „Konfiszierung“ 50 Mrd. Euro aus Zypern abzuziehen – zweifelsohne ein Betrag, der zur Erkrankung als auch zum Zusammenbruch des Finanzsystems Zyperns beigetragen hat. 


Möglicherweise werden die restlichen 10 Mrd. Euro, welche noch in Zypern liegen, keinem „Cut“ unterworfen – den wahrscheinlich liegen diese auf anderen Banken als der Laiki oder Trapeza Kyprou (der andere Betrug).  Ausserdem sind nicht alle europäischen Banken gleichermassen mit der Politik vernetzt – infolge dessen verfügten einige nicht über die erforderlichen Insider-Informationen, so dass sie mit Hilfe dieser Informationen rechtzeitig ihr Geld abziehen konnten. 


Der Grund der Einlagen in Zypern

Aufgrund der tiefen Kreditzinsen konnten die französischen und deutschen Banken mittels Vergabe von Krediten den erwarteten Gewinnverlauf in ihrem Land nicht sichern. Wenn sie jedoch ihr Geld für ein Jahr entweder als Sichteinlagen oder Termingelder in Zypern anlegten, konnten sie Zinsen zwischen 2,8% und 4,9% erwirtschaften – während der Zins in ihren Ländern gerade mal 0,55% betrug (Tabelle I). 
 
Tabelle I

 

Zinssatz
Art und Land der Einlage


0,55%
German Overnight Deposit
1,1%
Cyprus Overnight Deposit
2,8%
Cyprus Savings Deposit (1 year)
4,9%
Cyprus Time Deposit (1 year)

Quelle: mdbriefing.com

Natürlich hätten sie – um mehr Gewinn zu erzielen – ihr Geld in Zypern belassen müssen, wie dies auch aus Tabelle I ersichtlich wird, um so die Zinsen zu erhalten und keine Verluste einzufahren. Demzufolge kann nur spekuliert werden, dass sie nicht alle Anlagen sofort abgezogen haben, weil sie ihren Gewinn nicht verlieren wollten – so mussten sie ein Jahr warten. Selbstverständlich konnten die deutschen und französischen Banken so etwas nicht gefährden, wenn sie nicht die Hilfe der EZB gehabt hätten, also deren Leiter, somit der Regierung Deutschlands als auch Frankreichs. 


EPILOG

Schlussfolgerung: Die Rettung Zyperns war nichts anderes als eine „widerliche“ Geschichte von Insider-Informationen und Betrug. Im allgemeinen wiederum spekulierten die europäischen Banken zu Lasten der zypriotischen mit Geldern, die sie mit Null-Zins von der EZB liehen. Später, als das „dreckige“ Spiel zu Ende zu gehen schien, sicherten sie sich mit Hilfe der EZB die notwendige Zeit, um keinen Schaden zu erleiden. 


Wenn dies nicht Korruption und Verflechtung in der schlimmsten Form darstellt, wogegen die politischen Korruption in Griechenland und Zypern kindisch erscheinen, was ist es dann? Warum müssen die einfachen Bürger Zyperns (Griechenlands, Irlands usw.) die Rechnung dieses unglaublichen Betrugs bezahlen?


Ist es andererseits je möglich, dass die betroffenen Staaten unter diesen Voraussetzungen der  Banken-, politischen und volkswirtschaftlichen Union der Eurozone folgen, ohne die der Euro verurteilt ist? Wie könnten wir zu guter Letzt „Partner“ haben, die sich in dieser Art und Weise benehmen und einerseits ihre eigenen Bürger betrügen und andererseits alle übrigen Europäer?




Quelle: CASSS / Autor: Vasilis Viliardos, Wirtschaftswissenschaftler, Absolvent der Universität Athen für Wirtschaftswissenschaften, Studium an der Universität in Hamburg – wo er Jahre mit privaten Unternehmungen beruflich aktiv war, Herausgeber von verschiedenen Büchern, Forschung und Analyse in seinem Spezialgebiet (Makroökonomie)

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